Da ist er also, der berühmte Perito Moreno-Gletscher. Er wurde benannt nach einem Entdecker und teilt seinen Namen mit so einigen Orten oder Seen.
Oben drauf liegt eine Decke, die weiß leuchtet. Überall ziehen sich Falten tief durch sie hindurch, als hätte sich jemand draufgesetzt. Die Unterseite glänzt blau wie der Himmel. Da, wo kürzlich etwas abgebrochen ist, ist das Blau besonders stark. Und wie wir den Gletscher entlang in die Weite gucken, gucken wir nach Chile. Das Ende ist nicht zu sehen.
Auf Postkarten reicht der Gletscher bis an die Aussichtsplattform oder zumindest sieht es so aus. In Wirklichkeit sind es aber noch ein paar Kilometer. Wahrscheinlich hat er sich auch schon weiter zurück gezogen. Unten sieht man schon Wasser, in dem kleine und große Eisbrocken schwimmen. Irgendwie sieht es aber auch so aus, als wäre eine dünne Eisdecke auf dem Wasser. Und ganz nah an uns kann man Felsen sehen, wie sie wohl auch überall unter dem Gletscher sein müssen. Alles rauscht wie am Meer und wenn kleinere Brocken fallen, hört man es nur lauter rauschen. Dann dreht man sich herum und sucht, aber die Suche ist vergeblich. Denn der Schall ist viel zu langsam und kommt vielleicht zwei, drei oder vier Sekunden später bei uns an. Die Luft riecht frisch, es fühlt sich etwas wärmer an als auf der Fahrt durch den Nationalpark. Ich frage mich, ob das die abgestrahlte Wärme vom Gletscher ist.
Da stehen wir also, angezogen wie für die Mondlandung mit Helm, ausgestattet wie Japaner mit Kamera und Stativ. Und alle gucken auf den Gletscher. Es ist recht viel los, da aber so viele Wege und Winkel Ausblick erlauben, verläuft es sich gut. Bestimmt eine Stunde starren wir auf den Gletscher und langsam verliere ich die Lust. Ich habe ihn gesehen und fotografiert. Irgendwann machen wir uns dann doch auf den Rückweg, wir nehmen einen anderen als auf dem Hinweg und finden noch einmal ein ruhiges Plätzchen. Ein letzter Blick auf die Kamera und die Fotos, die wir uns stolz zeigen. „Krrrrrrrrrrrr…“ reißt uns der Gletscher auf einmal aus der Konzentration, blitzschnell hat Yaron die Höhle, die zusammenbricht, im Visier und filmt! Die Höhle fällt vollständig in sich zusammen und reißt zwei riesige blaue Eisblöcke mit sich, die nun wie Eisbrecher im Wasser vom Gletscher wegschwimmen und die dünne Eisdecke aufbrechen. Durch die Wucht hebt sich die Eisdecke über dem Wasser, als würde sie jemand ausschütteln. Alles wie in Zeitlupe.
Jetzt ist es Zeit zurückzukehren. Glücklich setzen wir uns aufs Motorrad und fahren die 70 km durch den kalten Wind nach El Calafate zurück.
Lg Madl