Nationalpark-Safari

Guanacos. Guanacos, Guanacos, Guanacos. Und noch mehr Guanacos. Und Nandus. Nicht so viele, aber mehr als bisher auf der Reise auf einem Fleck. Bis zur Nationalparkgrenze.

Wir haben uns ein Auto gemietet, da die Strecke Schotterpiste sein soll und wir sicher mehrere Tage bräuchten für die fast 400 km „Rundfahrt“. Der Park liegt etwa 80-100 km von Puerto Natales entfernt und wir fahren von Osten über eine recht gute Straße heran, die bis Cerro Castillo sogar noch asphaltiert ist. Danach kommt (noch) guter Schotter. Vom Wind merken wir nichts im Auto, aber sicherlich weht eine leichte Brise. Dann kommen die ersten Berge zum Vorschein und wir halten an, um den Ausblick zu genießen. Kein Verkehr, kein Wind, blauer Himmel mit ein paar kleinen Schleierwolken. Grüne Wiesen, durch die an manchen Stellen die Erde durchguckt, gelbe, weiße und vor allem rosa Blumen. Und weit hinten die Torres. Spitz nach oben aufragend, das müssen sie sein. Daneben alpine Berge mit Schnee. Wir fahren weiter und entdecken einen Berg, der sich wie eine Welle beugt und durch das Sonnenlicht kleine Streifen bekommt, als wäre er tatsächlich eine Surferwelle. Neben dem Weg steht immer wieder eine Herde Guanacos. Aber anders als in Argentinien auf der Ruta 40 laufen diese hier nicht weg. Später sehen wir einen Bus, aus dem die Gäste ausgestiegen sind und einige die Tier streicheln und wild Fotos schießen. Safari! Wir passieren die Stelle und bleiben vor dem Bus stehen. Kleine Guanacos! Eins guckt nach links, eins nach rechts, eins läuft herum, eins trinkt.

Wir fahren weiter, immerhin sind wir noch vor der Nationalparkgrenze. Auf einmal sind Nandus neben uns. Wir halten, um zu fotografieren. Vor uns laufen sie sogar über die Straße. Diese Tiere kennen das, denke ich mir. Nach einigen Kilometern erreichen wir dann den Parkeingang. Der Eintritt kostet 18000 chilenische Pesos pro Person. Wir stellen uns an, vor uns scheint aber der Busfahrer eines Reisebusses zu stehen. In der Zwischenzeit hat Yaron einen anderen Ranger angesprochen und Zettel bekommen. Schließlich sind wir an der Reihe und der Herr fragt mich nach dem Zettel. Da die noch nicht ausgefüllt sind, guckt er einfach über mich hinweg und redet mit dem nächsten.
Ich bin sauer. Was soll das? Widerwillig fülle ich den Zettel unvollständig aus. Wir gehen wieder zum Schalter und bezahlen. Der Herr wollte nicht mal die Passnummer kontrollieren.
Da es so warm ist, muss ich mich draußen einiger Kleider erleichtern und es geht weiter.

Jetzt fühle ich mich wirklich wie auf Safari. Die Erfahrung von eben hat uns etwas die Lust genommen. Wir sehen jetzt zwar die Torres näher als vorher, dafür gibt es kaum noch Guanacos, keine Nandus, aber dafür eine Menge Touristen. Wir fahren vorbei an Hügeln, die kaum mit Vegetation bedeckt sind und langsam fragen wir uns, ob wir hier hätten zelten wollen. Das ist zwar grundsätzlich nur auf den offiziellen Zeltplätzen hier erlaubt, aber die sind auch nicht schöner und überfüllt. Die kleinen Seen mit Schilf und die großen mit ihrem türkisblauen Widerschein beruhigen alles etwas. Doch dann kommt schon von hinten ein Bus in unmöglichem Tempo angerast und wir fühlen uns bedrängt. Ich frage mich langsam, was hier schön sein soll, wenn alles so hektisch und respektlos zugeht.

Als wir am Parkplatz zum Wasserfall Salto Grande ankommen, trauen wir unseren Augen kaum. Busse mit laufendem Motor, Touristen mit lauter Musik aus ihren Telefonen. Das ist in der sächsischen Schweiz aber anders. Wir fahren wieder weiter und haben jetzt auch keine Lust mehr den anderen kurzen Wanderweg anzufahren. Die unerwartete Hitze spielt auch eine Rolle, aber irgendwie wollen wir doch zurück. Also fahren wir wieder Richtung Parkausgang und Mylodon-Höhle. Die Straße ist mittlerweile so schlecht, mit tiefen Schlaglöchern überall und Schotter, dass wir noch einmal froh sind das Auto genommen zu haben. An einem Aussichtspunkt halten wir noch einmal an. Hier ist niemand und die Ruhe und der weite Ausblick über die Landschaft sind eigentlich das, was wir vorher erhofft hatten. Hier weht der Wind stärker und weil wir Hunger haben, ziehen wir weiter.

Die Strecke zum Mylodon, ein ausgestorbenes Riesenfaultier, von dem man in einer Höhle wohl Knochenreste gefunden hat und was durch Charles Chatwin bekannt geworden ist, ist nicht besser. Aber wir kommen an. Schulbusse und laute Kinder in Massen stehen da und wir fragen uns, ob es nur ein ungünstiger Tag war. Wir wollen es versuchen und wollen die Jacken aus dem Kofferraum holen. Es ist wohl nicht unser Tag. Die Kofferraumklappe klemmt und geht nicht auf. Da wir am nächsten Tag nach Punta Arenas fahren wollen, geht es also jetzt eilig zurück zur Autovermietung, damit irgendwer unsere Jacken wieder herausholen kann – meine samt Pass. Schließlich kehren wir ins Hostel zurück und kochen uns Abendessen.

So hatte ich mir den Ausflug nicht vorgestellt. Aber wir sind ja hier zum Motorradfahren

Lg Madl

PS: Bildergalerie zu den Torres del Paine

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